Prof. Norbert Bolz über den neuen Konformismus

Alle einer Meinung

Einen trefferenden Artikel über einen neuen Konformismus, über Political Correctness, falsche Toleranz, Meinungsangepasstheit, Opportunismus und Ausschluss von Andersdenkenden kann man selten finden. Auch für viele christlichen Gemeinden und Werken gilt oftmals: der Konsens mit anderen wird höher bewertet als die von anderen unabhängige Wahrheitssuche. Das führt zu falscher Rücksichtnahme und zu einer falschen Einheit, die sich nicht mehr voll dem Wahrheitsbegriff unterstellt und das christliche Zeugnis schwächt. Ohne die Grundlage der Wahrheit gibt es keine echte Einheit.
Dr. Norbert Bolz ist Professor an der Technischen Universität Berlin am Institut für Sprache und Kommunikation, Fachgebiet Medienwissenschaft / Medienberatung:
»   „Friedliche Koexistenz gibt es nur durch Verzicht auf Konsens.“ Der moderne Konformismus steht dem entgegen - Prof. Bolz sieht darin die Konsequenz aus der Entmytho­logi­sierung, der Entzauberung der Welt, also eine Nebenwirkung der Aufklärung. "Wir sagen, was man sagt, weil wir uns nicht mehr vom Gesetz, der Sitte und der Tradition getragen fühlen. Diese modernitätsspezifische Ungewissheit führt also geradewegs zum Konformismus; dieser entsteht durch soziale Nachahmung. Wenn man nicht weiß, was man tun soll, ist es durchaus lebensklug, sich an dem zu orientieren, was die anderen tun. Der Mensch wird zum Mitläufer. Die moderne Demokratie begünstigt den Konformismus - ein Effekt der Massenmedien."
Prof. Bolz kommt zu dem Resümee, dass öffentliche Meinung nicht das ist, was die Leute meinen, sondern das, was die Leute meinen‚ dass Leute meinen. „Und die Massenmedien informieren uns vor allem darüber, dass die Meisten der gleichen Meinung sind. Sie setzen vor allem ‚wichtige' Themen durch, zu denen man auf Dauer nicht ‚keine Meinung' haben kann. Sie imprägnieren uns mit ihrem zweiwertigen Code: dafür oder dagegen sein. Wer nicht gegen Atomkraft­werke oder Studiengebühren ist, ist dafür - und exponiert sich. Und genau hier schlägt die Freiheit in Sklaverei um. Die Emanzipation der Vernunft von der Tradition hat ein Orientierungsvakuum geschaffen, das die Gewalt der öffentlichen Meinung unwiderstehlich macht.“  ...
Für uns Europäer gibt es ja nichts Wertvolleres als die Meinungsfreiheit. "Das Recht auf Meinungsfreiheit und Redefreiheit stellt aber gerade die abweichende Meinung, den Dissens, ins Zentrum der Freiheitsidee." Von dieser Einsicht ist die Elite der europäischen Politik unendlich weit entfernt, meint Prof. Bolz.
„Abweichende Meinungen werden heute schärfer sanktioniert als abweichendes Verhalten. Diese Sanktionen laufen meist nicht über Diskussionen, sondern über Ausschluss.“ « Hier lesen Sie den ganzen Bericht: http://www.zukunft-eu.de/Meinungsbildung-Z-f-r-Zukunft.9ec49.php
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